Montag, 3. September 2012

Der brave Soldat deutscher Michel

Ein Leserbrief von Norbert Müller Kommunisten-online vom 2. September 2012 An Harry Popow! Beim Lesen des Buchtips auf kommunisten-online und Nachschlagen der Quelle fand ich weiter unten etwas ganz anderes, das mich viel mehr interessierte... Dienstag, 7. August 2012 Der brave Soldat Ich hätte mir als 75jähriger und einstiger NVA-Oberstleutnant nicht unbedingt träumen lassen, mit einem Bundeswehroffizier Aug in Aug zu diskutieren - unserem damaligen Gegner.... hier: http://cleo-schreiber.blogspot.de/2012/08/der-brave-soldat.html#comment-form Kommentar: Tja, lieber Schreiber dieser Zeilen, so eine eloquente und unterhaltsame Vorstellung hättest Du wohl nicht erwartet. Da treffen Welten aufeinander, von denen die eine die andere nicht versteht (oder nicht verstehen will??) und umgekehrt. Ein Kommunikationsproblem? Nein, weit gefehlt. Es ist ein ideologisches Problem. Auf welcher Seite man steht – auf der einen oder auf der anderen! Ja, gibt es denn „den Gegner“ noch? Wessen Gegner eigentlich? Oder haben wir damals in der DDR den Klassenfeind überschätzt? War der nur ein beiderseitig aufgeblähtes Monster? ...wo doch dieser junge Militär, dieser „durchaus sympathische Repräsentant der Bundeswehr“ doch so gar nichts Militärisches, so gar nichts Gegnerisches, nichts Feindliches an sich hat? Ein Mensch wie Du und ich? Nunja, die Fronten sind eben heute nicht mehr so ohne weiteres erkennbar. Waren sie denn 1989 auch schon nicht mehr erkennbar? Oder 1983, oder früher? War der Feind etwa verschwunden? Hatten wir uns zu sehr an den Frieden gewöhnt? Nein, nein – die Fronten sind noch da: Es gibt sie immer noch: Das Proletariat ist da und die Bourgeoisie auch. (Nur gibt es keine darum Klassenkämpfe. Wenigstens bei uns nicht. Aber das ist ein anderes Thema![1]) Und letztere - die Vertreter der Bourgeoisie – erscheinen heute in der Maske der Gelassenheit, der Eloquenz und Selbstgerechtigkeit solcher Leute, wie eben dieser lächelnde, junge Bundewehroffizier. Ihr gesellschafliches Sein ist rundum perfekt, das Bewußtsein wasserdicht. Sie haben keinerlei Zweifel, haben keine Skrupel, das würde ihr Weltbild ins Wanken bringen. Und sie machen sich die Hände nicht mehr schmutzig, das Verbrechen ist „clean“, die Drohnen sind eben nicht mehr als ein Computerspiel. Die Waffen von Heckler und Koch sind unfehlbar, die Kampjets ein technisches Wunderwerk. Tot gehen immer die anderen. Die Konsequenz? Selbst ein Breivig bekommt für seinen Massenmord noch ein komfortables Gefängnis mit Couchgarnitur und Lesesessel, mit Fitnesscenter und Bibliothek. Von Reue keine Spur. Die Nazis hatten wenigstens teilweise noch das dumpfe Gefühl, daß die Menschheit ihre Verbrechen wohl nicht hinnehmen würde, was ja in Nürnberg dann auch geschah. Auch hier war oft von Reue keine Spur. Und diese Bundeswehrleute gehen heim, küssen ihre netten Weiber und spielen im schön gepflegten Garten mit ihren minderjährigen Kindern. Noch haben sie zumeist keine blutigen Hände, wenn sie nicht gerade an der Front waren, in Afghanistan oder sonst wo... Ja, von wegen „Verteidigungsministerium“. Was haben die denn zu verteidigen? Von wem werden die denn angegriffen? Vom ausgebeuteten Volk etwa? Und von wegen: Sieger! Dieser junge Mann hat nicht gekämpft, er weiß nicht einmal was kämpfen heißt. Er hat nur genommen, was an ihm bot: einen sicheren Job, ein nettes kleines Gehalt, vielleicht auch ein größeres, eine schmucke Uniform, ein schönes Studium, das Offizierheim, gutes Essen usw. usf. Ein Nur-Befehls-Empfänger? Ganz sicher nicht. Ein kreativer, selbstbewußter Bourgeois. Ein moderner, versteht sich! Ein Feind? Keineswegs. Ein biederer, braver Kleinbürger eher. Und doch werden diese Leute keineswegs zögern abzudrücken, wie sie das in ihrem Training gelernt haben, rein sportlich. Dann gehen sie heim, küssen ihre Weiber... Denn: Der Regen fließt eben herunter, und fließt eben nicht hinauf ... Und das ist noch immer so!!! Hast Du Dir wenigstens die Hände gewaschen danach??? Rote Grüße Norbert. Siehe auch: http://sascha313.blog.de/2012/08/09/feind-zynisch-schlau-14423866/ Antwort Harry Popow: Besten Dank für die Übermittlung dieses interessanten Kommentars. Ich glaube schon, dass wir in unseren Ansichten deckungsgleich sind, der Norbert und ich. Gruß von Harry Popow [1] Hier irrt der Schreiber. Natürlich gibt es Klassenkampf, der hört nie auf, wenn es antagonistische Klassen gibt. Es gibt kleinere Streiks, Fabrikbesetzungen, ja sogar Bossnapping gab es (z.B. bei Karmann in Osnabrück siehe). Aber diese Klassenkämpfe sind vereinzelt und schwach. Denn es gibt in Deutschland weder eine wirkliche kommunistische Partei, noch Gewerkschaften, die diese Bezeichnung verdienen. Red. J´Kommunisten-ohn line

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen