Mittwoch, 19. September 2012

Macht es wirklich Sinn, sich für Obamas Wiederwahl einzusetzen?

„PRÄSIDENT ROMNEY“ – WIE VERHINDERN, DASS DIES JEMALS GESAGT WERDEN WIRD? von Michael Moore übersetzt von Jens-Torsten Bohlke Michigan/USA, 7. September 2012, Website von Michael Moore. (auf Kommunisten-online am 19. September 2012) – In zwei Monaten werden wir US-Amerikaner mal wieder an die Wahlurnen gehen und darüber abstimmen, wer für die kommenden vier Jahre Präsident der Vereinigten Staaten sein soll. Allerdings werden wir am 6. November nicht für den Geschäftsführer von ExxonMobil oder JPMorgan Chase oder Citibank oder den Premierminister von China stimmen. Der Tag, an dem wir das tun werden, wird erst noch kommen, aber nicht mehr in diesem Jahr. Nun denn, ich weiß ja, daß es eine ansehnliche Zahl von Euch da draußen gibt, die meinen, daß nicht mal die Chance, Obama würde seine Wiederwahl nicht gewinnen, kleiner ist als die eines Schneeballs in Kenia. Und warum solltet Ihr auch anderer Meinung sein? Nach dem unglaublichen kürzlichen Parteitag der Demokratischen Partei mit den besten Stimmungsreden, die ich jemals aus dem Mund eines Präsidentschaftskandidaten der Demokratischen Partei gehört habe, seit ... seit ich weiß es nicht mal. Ihr könnt Euch da nicht raus helfen, wenn Ihr nicht nach dieser Woche den Kontakt nach ganz oben habt und von der Art Mensch seid, die an die wirtschaftliche Gerechtigkeit, den Frieden und einen 5-Dollar-Milchkaffee glaubt. Gerade jetzt, nach dem großen Aufruf an Euch, sitzt Ihr nun da und denkt Euch, daß alle mit Euch da sitzenden US-Amerikaner nun in massenhaften Zahlen herauskommen, weil sie entweder Obama weiterhin haben wollen oder einfach nur eine beschissene Angst vor Barbaren am Tor des Weißen Hauses haben - oder eben aus beiden Gründen. Ihr seid überzeugt, daß die Republikanische Partei es sich mit all ihrem Geschwätz von den Frauenteilen vermasselt hat, die sie da kontrollieren wollen, selbst wenn wir jetzt wissen, daß sie gar keine Ahnung davon haben, wo diese Teile sind, was das für Teile sind, oder gar wie sie funktionieren. Jawohl, es sieht ganz richtig so aus, also ob die Wähler diesen obszönen reichen Mann namens Romney - jenen Romney aus Michigan/Massachusetts/New Hampshire/Utah/Zürich/Grand Cayman - diesen Mann also, welche nicht konkret erklären wird, wie all sein Reichtum erreicht worden ist, wo er ihn aufbewahrt, oder wie viel Steuern er darauf zahlt, ablehnen werden. Er will die Uhr zurückdrehen in die 50er Jahre, in die Jahre um 1850. Und er lehnt es ab, irgendeinen besonderen Plan darüber anzubieten über das, was er mit irgendetwas anzustellen gedenken würde. Er will das Land wie einen Konzern führen. Aber er kann nicht mal einen 82 Jahre alten Schauspieler auf seinem eigenen Parteitag im Zaum halten, eine Hollywood-Legende, der binnen zehneinhalb Minuten vom Guten, dem Gang auf die Bühne, zum Schlechten, einem Gespräch mit einem leeren Stuhl kam, und dann auch noch hässlich endete ... begann der Stuhl da einen Schwur? Das war besser als das beste Katzenspülungsklo-Video auf YouTube. Und das war ein Geschenk für uns alle, die wir wissen, daß Romney im kommenden November zum Untergang verdammt ist. ODER ETWA NICHT? Ich sagte in der vorigen Woche auf HuffPost Live Webcast, daß wir alle einen besseren Start hätten, wenn wir mal üben würden, wie man „Präsident Romney“ sagt. Weil ich in Michigan lebe, kann ich Euch sagen, daß es hier auf den beiden Halbinseln Probleme gibt. Und dies nicht, weil Romney ein hier Einheimischer ist oder wir hier sonderlich mögen würden, wenn die Kinder von Cranbrock die Kinder von den Gays jagen und ihnen die Haare rausreißen. Eine kürzliche Wählerumfrage hier zeigte, daß Romney 4 Punkte vor Obama liegt! Wie kann das sein? Hat nicht Obama Chikago gerettet? Nein, das hat er nicht. Er rettete General Motors und Chrysler. „Detroit“ (und Flint und Pontiac und Saginaw) sind nicht Gegenstand der globalen Konzerne, die unsere Städte auslutschen und dann die Stadt zerstückeln, um money money irgendwo anders zu machen. Dies natürlich mit der Ausnahme, wenn sie weiterhin verrückte Autos planen und bauen, mit denen sie eventuell mal überhaupt kein money machen. Diese Städte in Michigan sind voller Menschen, die hier leben. Und im Bewältigen von „Detroit retten“ musste Herr Obama Tausende dieser Menschen hier feuern, ihnen die Leistungen und die Renten schmälern. Es gibt eine ganze Menge wutschnaubender Menschen in Michigan und Wisconsin und Ohio. Das sind Menschen, die nicht gerettet worden sind, obwohl der Konzern gerettet wurde. Ich benenne da nur eine Tatsache. Und diejenigen von Euch, die hier nicht leben, sollten dies wissen. Das andere bei diesen Wahlen vor uns stehende Problem (Fahrstuhlalarm! - Böse weiße Burschen sollten jetzt gleich zu lesen aufhören!) ... ist die Rasse. Wir alle fürchten, daß es wohl gut 40% des Landes sind, die einfach keinen schwarzen Mann im Oval Office haben wollen. 2008 verlor Obama von den Tatsachen her die Wahl bei den Weißen. Er verlor die Wahl bei allen Altersgruppen der Weißen außer den Jüngsten im Alter von 18-29 Jahren. Und damit gewann er immer noch mit 10 Millionen Stimmen Vorsprung! Das optimistische Geheimnis, welches die Obama-Leute kennen, besteht darin, daß nur ca. 70% der Wähler im November Weiße sein werden. Wenn Obama also nur 35-40% von ihnen gewinnen kann und dann eine massenhafte Mehrheit bei den Farbigen hat, kann er die Wiederwahl gewinnen. Für mein Vorstellungsvermögen gibt es keine Frage, daß Obama populärer als Romney ist. Und wenn jedermann von der Couch aus wählen könnte wie bei American Idol, dann würde Obama spielend gewinnen. Wie ich vorhin sagte, leben wir in einem liberalen Land. Die Mehrheit der US-Amerikaner, die sich nicht selbst „liberal“ nennen, unterstützt derzeit das Meiste von der liberalen Tagesordnung. Sie sind für die Homo-Ehe, sie befürworten die Abtreibung, sie sind gegen den Krieg, sie glauben an das Vorhandensein der globalen Erwärmung. Und sie hassen die Wall Street für das, was sie ihnen und ihren Nachbarn angetan hat. Die Republikaner wissen das. Sie wissen, daß wir, die Mehrheit, Sex haben werden, wenn wir Sex haben wollen, und mit wem wir eben Sex haben wollen, wir lesen und sehen, was wir wann lesen und sehen wollen, daß wir Marihuana nehmen, wenn wir es wollen, - und wenn wir das nicht wollen, dann wollen wir auch nicht, daß unsere Freunde deswegen ins Gefängnis gesteckt werden. Wir haben es satt und sind es leid, durch Chemikalien oder Propaganda vergiftet zu werden. Wir meinen, daß die Palästinenser ungerecht und grob behandelt worden sind. Und wir wollen unsere verdammten Jobs zurückhaben! Die Christlichen Reaktionäre und ihre Wall-Street-Geldgeber wissen all das zu gut. Die USA haben sich verändert. Und es gibt kein Zurück, jemanden nicht zu mögen wegen der Hautfarbe oder die Erwartung, daß die Frauen die Kontrolle über ihre Körper einem Häuflein von Neandertalern überlassen. Was also soll ein Rechtsgerichteter jetzt tun, wo wir den Joint Richtung Sodom und G rauchen? Sie müssen die Wahl unterdrücken! Sie müssen so viele Liberale vom Wählen abhalten wie nur möglich. Daher haben sie viele Unterdrückungsgesetze gegen Wähler durchgebracht, um es den Armen, den Minderheiten, den Behinderten und Studenten zu erschweren, wählen zu gehen. Sie glauben wirklich, daß sie es schaffen können - und sie können es auch hinbekommen. Der einzig Positiv dabei ist, daß der Zwang, auf solche Gesetze zugreifen zu müssen, um die Wahl zu gewinnen, ein Eingeständnis seitens der Republikaner dafür ist, daß sie wissen, daß die USA ein liberales Land sind. Und daß der einzige Weg für sie jetzt zu siegen darin besteht, daß sie jetzt betrügen. Vertraut mir! Würden sie glauben, daß die USA ein rechtsgerichtetes Land sind, dann würden sie die Gesetze durchgehen lassen, die es erleichtern zu wählen, so daß Ihr beim Rausgehen aus dem Walmart Eure Stimmen abgeben könntet. Aber die Stimmabgabe am 6. November wird nicht im Walmart oder beim Kartoffelgericht auf der Couch stattfinden. Sie kann nur dann erfolgen, wenn wir zu einem Wahllokal gehen. Damit gewinnt offenkundig die Seite die Wahl, der es gelingt, am Wahltag die meisten ihrer Wähler physisch raus in die Wahllokale zu mobilisieren. Wir wissen, daß die Republikaner Dutzende Millionen Dollars ausgeben, um diese wichtige Mobilisierung ihrer Wähler Wirklichkeit werden zu lassen. Sie haben eine riesige Stimmen-Mobilisierungs-Maschinerie für den Wahltag geschaffen. Und die nackte Gewalt ihres Tsunamis voller Hass steht bereit, uns zu überrennen, wie wir es nie zuvor erlebt haben. Jene von uns im mittleren Westen haben schon einen Vorgeschmack davon 2008 verspürt. Die traditionellen Hochburg-Bundesstaaten der Demokraten mit ihren Wählermehrheiten für Obama sahen bei uns ihre Parlamentarier- und Gouverneurssitze von dieser gut geschmierten Maschinerie geentert. Wir wussten gar nicht, was uns da die Schläge versetzte. Aber diese neuen Republikaner vergeudeten keine Zeit damit, irgendwelche der für uns grundlegenden Dinge aufzubröseln, die uns lieb und teuer waren. Wisconsin schlug zurück, aber selbst dieser großartige Graswurzel-Aufstand reichte nicht, um den von den Gebrüdern Koch gekauften und bezahlten Gouverneur zu stoppen. Das war ganz sicherlich ein Weckruf, aber sind wir wirklich aufgeweckt worden? Es ist eine großartige Woche in Charlotte gewesen. Und ich mache mich jetzt gerade fertig, um Obama zu sehen, wenn er seine Rede hält. Es ist gut für uns, ein paar Tage in Anspruch zu nehmen, um uns gegenseitig in die Hände zu klatschen. Aber ich kann Euch nicht genug anmahnen, daß wir, Ihr und ich, an jedem einzelnen der nächsten 60 Tage irgendetwas dafür tun müssen, damit die Leute rausgehen zur Wahl am Wahltag. Machen wir alle dies nicht, dann gibt es die Chance, daß wir alle im kommenden Januar „Präsident Romney“ sagen werden. Denkt bloß nicht, daß dies nicht passieren könnte! Hass, um es mal im Klartext auszusprechen, ist zumindest in diesen Tagen in den USA ein weitaus größerer Motivator als Liebe oder sich cool zu fühlen. Für jene von uns, die meinen, daß die Geschichte der Demokraten und der Republikaner darin besteht, nach der Pfeife der 1% zu tanzen (Obamas privater Unterstützer im Jahr 2008 bei den 1% waren die Leute von Goldman Sachs) und daß, während die Demokraten ein freundlicherer und ehrbarerer Kreis sind, sie uns auch nur schnell zu einem Krieg bewegen wollen und uns an die Konzerninteressen ausverkaufen (und jawohl, Obama ist ein dickes Dollargeschenk für die Versicherungskonzerne, nur ein Einzelzahlersystem wird das stoppen) ... ganz richtig, diese Wahl ist so etwas wie eine bittere Pille! Wir waren schwer enttäuscht, als Präsident Obama keine Steuern nach seiner Amtseinführung erhob und den Schaden nicht behob, der verursacht worden war (wie es Franklin D. Roosevelt in den ersten hundert Tagen machte) - und erst als die Wall Street damit aufhörte, ihm die dicken Schecks für seinen Wahlkampf auszustellen, kehrte er zu seinen Flüchen zurück und begann auszufechten, was ausgefochten werden musste. Er ist ein guter und sauberer Mensch, solange er nicht Drohnen versendet, um Zivilpersonen in Pakistan umzubringen oder strafrechtlich diejenigen verfolgen lässt, die die schlimmen und unsauberen Dinge seiner Regierung an das Tageslicht bringen). Und seine Wahl vor vier Jahren war ein hohes Maß an so viel Gefühlsintensität, daß ich gar nicht darüber hinwegkommen konnte, so viel Hoffnungen hatte ich, auf daß dieses Land sich verändert hatte und wir unser moralisches Standbein endlich gefunden hatten. Die Realität kehrte ein paar Wochen später ein, als er Tim Geithner und Larry Summers für die Wirtschaftspolitik zuständig machte und dann seine Auffassung über das Schließen der Guantanamo Bay änderte. Na schön, Menschen wie ich wollen einfach nur in der Zeit unseres Lebens unseren Weg jederzeit durchgesetzt bekommen! Ist das zuviel erwartet? Natürlich ist es eine andere Frage, die jetzt in der Luft liegt - sollen wir das Land zurückgeben an jene Masse, die das Land den 1% gab? Ich meine, nein. Daher lasst uns unsere liberale Mehrheit einbringen und eifrig und unermüdlich in diesen vor uns liegenden beiden Monaten sein. Lasst uns diese Zeit gebrauchen, um die Menschen darüber zu unterrichten, was wir meinen, wenn wir von Dingen wie „Einzelzahlern“ und „Blackwater“ sprechen. Die Politik und das Schicksal der Nation (und der Welt - Entschuldigung dafür an die Welt) drücken uns am allermeisten im Schuh. Und diejenigen von uns, die die Herrschaft über unsere Gesellschaft außerhalb der Handvoll jener Wenigen erringen wollen, können einen gesunden Vorteil aus diesen vor uns liegenden Wochen ziehen. Sitzt das also nicht aus! Versucht bloß nicht, irgendjemanden davon zu überzeugen, daß Obama uns alle magisch verändert hat - sagt ihnen, daß vier Jahre einfach nicht genug Zeit ist, den gesamten Schmerz ungeschehen zu machen, der durch den größten wirtschaftlichen Zusammenbruch seit der Weltwirtschaftskrise und den größten militärischen Lügenpfusch in unserer Geschichte verursacht worden ist. Ich gehe von meiner optimistischen Seite heran und entschuldige mich bei Euch, Ihr Zyniker, denn Ihr wisst ja, ich liebe Euch. Und ich stelle mir eine zweite Amtszeit für Obama und einen von den Demokratien beherrschten Kongress vor, wo all die guten Dinge gemacht werden, die unser Volk verdient, und die Macht unserer Demokratie zurückgelegt wird in unsere Hände. Es gibt einen guten Grund, warum den Rechten vor einer zweiten Amtszeit von Obama graut, denn sie denken ganz konkret, was er tun wird. Der wahre Obama wird erscheinen und uns auf dem Weg zu sozialer Gerechtigkeit und Toleranz mitnehmen und dabei das wirtschaftliche Spielfeld anpassen. Ausnahmsweise möchte ich sagen, daß ich da mit den Rechten übereinstimme - und in diesem Sinn hoffe ich ganz ehrlich, daß der schrecklichste Alptraum von ihnen Wirklichkeit werden wird. Quelle: http://www.michaelmoore.com/

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