Freitag, 21. September 2012

Operation Ardire: Brief von Gabriel Pombo Da Silva

21.09.12 „Die Anarchie wird erneut Synonym von Jugend sein. Sie wird den Zustand der Dinge, die uns ersticken und erdrücken erneut mit Fusstritten verjagen; um zu widerstehen und IMMER WIDERSTAND ZU LEISTEN. Um all das zu verteidigen, was uns gehört: Freiheit, Recht auf Leben, Recht auf all das, was materiell und spirituell notwendig ist. Und wenn wir im Kampfe fallen, so werden wir wenigstens die Genugtuung haben mit unseren Waffen in der Hand zu fallen. Und mit der Jugend (nicht, mit jener, die man mit Jahren zählt, sondern mit jener der im-mer neuen Leidenschaften für jeden Widerstand und Angriff) werden wir auf den Höhepunkt der Kühnheit zu marschieren…“ (...) GenossInnen, Dass die Massenmedien integrierter Bestandteil des Machtorganismus sind wurde in diesem Fall klarer denn je. Wenigstens ich fragte mich wie es denn möglich sei, dass zur gleichen Zeit (13. Juni), in der hundert Polizisten die Häuser (und andere Räume der Bewegung) von dutzenden GenossInnen und ihrer Familien überfallen, im Netz des Speichelleckers Silvio Berlusconi der „Haftbefehl“ schon aufliegt, bereit um in pdf-Format abgeladen zu werden???... Vor allem unter Berücksichtigung der Tatsache, dass viele der Angeklagten nicht einmal die Möglichkeit hatten zu wissen, wozu dieser Überfall stattfand... Schon lange vor dieser „Neuigkeit“ (Anklage…) und intermittierend signalisierten mich (und uns) in den letzten Jahren andere „Schmocke“ des Regimes (wie auch andere „Elemente“ der italienischen, schweizerischen und deutschen „Bewegung“) mal als „Theoretiker“, mal als „Militanter“ und/oder Aktivist der Informellen Anarchistischen Föderation usw. Ohne die Beschimpfungen und Verleumdungen durch die „Bewegung“ zu vergessen: „Infiltrierte“ der Polizei, „Provokateure“, „Agenten der Reaktion“, usw. ... Selbstverständlich musste man, um solcher „Anklage“ etwelche „Substanz“ zu verleihen, auf italienischem Boden etwelche „Komplizen“ „ausfindig“ machen...Und darum beginnt die Suche, wie ja nicht anders möglich, natürlich immer in den Kreisen der notorischen Bekannten, erklärten Anarchisten, unverbesserlichen Individualisten, irredentischen Bilderstürmern, der Solidarischen und Nihilisten: ganz sicher nicht bei den pazifistischen Tolstoj-AnhängerInnen, in diesen Tagen wo der (minderwertige) Pazifismus in allen „ismen“ als ideologischer Imperativ zur Pflicht erklärt worden ist... Sicher wurden die Knechte der Macht beauftragt, fokussiert und konzentriert um verschiedene meine Brüder und Schwestern auf italienischem Boden zu treffen... GenossInnen wie Elisa und Stefano, die sich seit vielen Jahren die Aufgabe gestellt haben, meine Zelle mit Wärme und Zuneigung zu füllen; mich an den Kämpfen teilhaben zu lassen, die um die ganze Welt herum geführt wurden; mit Reflektionen und Debatten über die verschiedensten Dinge zu senden, die uns als AnarchistInnen interessieren konnten; wie auch Texte, Infos, Briefe über und von unseren gefangenen Brüdern, und über die verschiedenen Justizkonstruktionen und repressiven Prozesse um daraus für den laufenden sozialen (oder antisozialen) Krieg Lehren zu ziehen und unsere Waffen zu schärfen... Von Giuseppe Lo Turco gar nicht zu sprechen, der in den Knast geschmissen wurde weil er „Gegeninfo der Bewegung verteilt und übersetz“! , und was sollte man erst von Sergio Maria Stefano und Alessandro Settepani sagen, die der Beteiligung an einem Hungerstreik „schuldig“ sind! Und Paola, Katia und Giulia: zum Bart von Bakunin, wessen wer-den denn sie „beschuldigt??? Im Grunde... ich bin kein Anwalt und die technischen und juristischen Aspekte der Sprache der Macht sind Dinge, die ich offen verachte und darum mache ich mich an keine „Einschätzung“ des „Wortgefechts“ der Bullen und Betrüger. „CULMINE“ Ich betrachte Culmine als ein Heim, eine „Stimme“ in der digitalen Welt zu Sammlung von Unrast und Hoffnung... Ein Raum wo man gegen all jene „beleidigend, fluchen, speien“ konnte, die ihr „Informations- und Gewaltmonopol“ herauskehren... Und das ist in diesen „unsicheren“ und „krisengeschüttelten“ Zeiten etwas, das von den Satrapen und der Korruption am strengsten verfolgt wird. (...) Denn in unseren Tagen ist die Rede und Verbreitung der anarchistischen Ideologie sehr „gefährlich“; das berühmte DO IT YOURSELF... Niemals darauf warten, dass dir jemand ein Halsband anlegt um dich wie ein Schosshündchen Gassi zu führen. Sei Poet und Enteigner, wie Renzo Novatore. „Verwaltet“ zu haben, das ist ein weiteres „Verbrechen“, das von Elisa und Stevano begangen wurde: „Verbrechen“, gerächt durch „Justizisolation“, systematische Zensurierung und die feigste der Vendetta, deren Ratten in Uniform fähig sind gegen jene, die Gebrauch (Missbrauch?) der „sakrosankten Rechte“ machen, die ja anscheinend „die BürgerInnen“ eines „demokratischen Staates“ haben; wie etwa das „Recht“ auf Information, usw. .. Ja eben... die Knäste der Demokratie sind von ihrer Liebe für die „Menschenrechte“ gezeichnet, die von ihren Kerkergesellen mit Knüppel, Isolation, Diebstahl, Gewalt usw. verteidigt wird... ach wie schön, die Demokratie!! Hoffentlich bekomme ich weitere 30 Jahre um mich endlich zu resozialisieren! „Weine nicht um die Sonne, denn die Tränen lassen dich die Sterne nicht sehen...“ Jacques Mesrine, (Todesinstinkt) (...) Mir ist der Zweck dieser komischen „Ardire“ genannten Operation sehr klar. Konstruiert und orchestriert von den „Manager der medialen Unterhaltungsindustrie“, bzw. von TogenträgerInnen (wie die Staatsanwältin Comodi) mit ihrem krankhaften Drang danach, ihre dreckigen Karrieren zu fördern, was auch bei den Verbrechern in Uniform der Fall ist, wo (wie alle Kriminellen) Drogenschieber des Typs Giampaolo Ganzer sich wegen ihrer Vergangenheit als solche „rehabilitierten“ möchten. Sie bezwecken folgendes: Jene zu beseitigen, die stören weil sie Gegeninformation verbreiten. Verhindern, dass über den neuen revolutionären Anarchismus kommuniziert wird und dass man solidarisch ist: sowohl zu den antagonistischen Kämpfen als auch zu den in der ganzen Welt zunehmenden antiautoritären Gefangenen. Spaltungen unter den verschiedenen Ausdrücken der kämpferischen Bewegung zu produzieren um uns damit zu „ZuschauerInnen“ und „KonsumentInnen“ der verschiedenen entkontextualisierten, manipulierten und als Vor-wand produzierten „Scheindebatten“ zu machen, die übertrieben und offen lügnerisch daherkommen und auch in ihrer juristischen Akten auftauchen, als Resultat von Abhörun-gen, Telefonaufzeichnungen (von denen wir selbstverständlich wussten, dass sie abgehört werden), Korrespondenzen und Schriften, die in den letzten Jahren der vielfältigen Debatte und des vielfältigen Kampfes in etlichen Zusammenhängen international erschienen sind... Die Frustration dieser IdiotInnen der „militärischen Intelligence“ und der MagistratInnen Italiens muss riesig sein!!! In mehr als 10 JAHREN gelang es ihnen nicht eine/n einzige/n der GenossInnen der Anarchistischen Informalen Föderation (auf italienischem Boden) „einzusperren“, und erst recht nicht das Voranschreiten einer Kampf- und Organisationsvorschlages zu verhindern, der genauso würdig und legitim ist wie jeder andere... Nutzlos und absurd wäre es die Wahnvorstellungen und den Blödsinn dieser 227 Seiten einzuschätzen und zu argumentieren... Also ich putze mir mit diesem „Strafbefehl“ genauso den Hintern, wie ich es mit allen Urteile der postfrankistischen Magistraten auch getan habe... Das Epos der Liebe, das unsrige Um das Feuer herum zu spielen, das mit übermenschlicher Mühe versucht uns zu verbrennen; Fliegen wie ein Schmetterling ums Feuer; / Gefahr schaffen; In den gefährlichsten Abgründen laufen um die Muskeln zu stählen; / Kraft schaffen; Und wir laufen immer mit demselben Eifer, demselben Rhythmus; / Handeln. Jenseits aller Kritik. / Jenseits der „Moral“. / Jenseits des Bösen. / Jenseits des Lebens. Für das Leben. Und wir stehen erst am Anfang. So werden wir gehen, auf das unerreichbare Ziel zu: / Kreativ, / Erobernd, Liebend. Das Unmögliche. Das Unantastbare. Das Leben. „Im Tod für das Leben“ Im Tod für die Liebe… Severino di Giovanni (...) Was mich betrifft habe ich meine „Sympathien“ und die Zuneigung für die informalen Organisationen (die stabilen und mit „Akronym“) nie versteckt (ganz im Gegenteil), wie für die FEDERAZIONE ANARCHICA INFORMALE, die VZF, die CARI – G. Praxedis Guerre-ro (unter vielen anderen), wie auch für die gesamte „Galaxie“ der Insurrektionalistischen Gruppen (einige zeitlich und räumlich sporadisch) und Individuen, die aus der AKTION, der THEORIE und DER KOMMUNIKATION die Basis und Quintessenz ihres Seins ge-macht haben, um damit dem Herrschaftssystem und seinen vielfältigen repressiven Wurmfortsätzen Paroli zu bieten... Weder die fast 30 JAHRE als ihre Geisel noch ihre Androhung von noch mehr „Prozessen und Knast“ und Isolation werden mich dazu bringen, auf meine IDEEN und GEFÜHLE zu verzichten... Ich möchte klären und detaillieren, das meine IDEEN nicht „bloss“ auf dem gründen, was ich, ob alleine oder begleitet, gelesen und debattiert habe in diesen Jahren, sondern auch und grundlegend auf dem, was ich selbst in ihren Lagern zur Konzentrierung und Ver-nichtung von Proletariern ERLEBT und BEOBACHTET habe. Daraus habe ich meine ganze Kraft gezogen, meine Liebe und mein Hass... was zum Teufel soll ich denn „bereuen“? Dass ich ein ausserordentlicher Zeuge von soviel Bösartigkeit und Perversion geworden bin? Weil ich gegen ein System Widerstand geleistet habe (und leiste), das dazu da ist bis zum letzten Atemzug zu zermalmen? Weil ich träume, und inmitten meiner äusserst be-schränkten Möglichkeiten sage/schreie: gut, zum Teufel Gott und es lebe die Anarchie!!!? Übertreten mit Worten wie mit Handlungen; die „ideologischen“ Knäste überwinden, die wie ein Spinngewebe versuchen uns alle in die Falle zu locken, um uns die Individualität auszusaugen damit wir wie fähnchenschwingend martialisch „defilieren“, mir leerer Birne voller gerade aktueller Schlagwörter... Ich weiss, dass es für mich (wie für viele andere) keine Möglichkeit gibt auf Grund ihrer Gesetze aus dem Knast zu kommen... denn ihre Legalität fordert meinen Verzicht auf meine politische Identität... und selbstverständlich verraten jene, die ihre eigenen politische Identität verraten nicht nur sich selbst, sondern auch alle jene, die vor uns diesen langen Weg für Würde und Freiheit beschritten haben. Es gibt nichts Heldenhaftes und kein Märtyrertum (von denen gibt es ganze Friedhöfe voll) in diesen Überlegungen. Ich glaube ehrlich und von ganzem Herzen daran und darum bin ich bereit den „Tribut zu entrichten“ um mit mir selbst, und dem was ich denke und fühle kohärent zu sein. (...) Ich wünsche, dass man die so genannte „Operazione Ardire“ nicht mit der angeblichen Zerschlagung der FEDERAZIONE ANARCHICA iNFORMALE verwechselt; genau das würde das Paar (in ihren feuchten Träumen) Ganzi-Comodi so richtig freuen!!! Ich weiss nichts davon, dass ich da mittendrin der Verantwortliche der „Bildung“, „Organi-sierung“ und / oder „Planung“ der FAI/FRI und/oder deren „Kampagnen“ und „Aktionen“ sein sollte ... aber falls dem so wäre könnte ich nur sagen, dass mich das sehr ehren und stolz machen würde... (...) Ich will die Gelegenheit dieses Briefes ergreifen um alle meine „Mitangeklagten“ (Scheisswort!) in der sog. „Operazione Ardire“ KRAFTVOLL und VOLLER LIEBE zu umarmen (die Unbekannten und die Bekannten); von Zelle zu Zelle; von Herz zu Herz... Marco Camenisch (auf das wir alles in Bewegung setzen um ihn aus den Schweizer Klauen der Atom- und Kapitalistenoligarchie und des Staates zu befreien...) vom dem ich viel gelernt habe und den ich so sehr schätze. Um unsere gefangenen Brüder und Schwestern in Mexiko und Mario López (Tripa) zu umarmen, ihm wünsche ich schnelle Genesung und auf das er uns weiter „papierne Liebkosungen“ schenken könne, die den Schein des Feuers in den komplizenhaften Nächten beseelen mögen. An Felicity Ryder: flieh, Genossin flieh! Auf das die dreckigen Pforten der „Knappen“ dich nie beschmutzen mögen!!! Ebenfalls in Mexiko, eine starke Umarmung, zornig anarchistisch, auch dir Gus-tavo Rodriguez (dein schriftlicher Beitrag gegen die „Schwachköpfe“ ist notwendig und klarsichtig, und wir müssen das weiterentwickeln). Und allen unseren kriegerischen Schwestern und Brüdern auf dieser Seite des Irdischen Globus. In Bolivien an Henry Zegarrundo, der in den Kerkern des Evo Morales und seiner „Roten Garden“ in Geiselhaft sitzt... und ein liebevolles Augenzwinkern den „Las Noctilucas Descarriadas“, die ich mit überbordendem Herzen grüsse... In Chile allen die ich schon „kenne“ (ich schreibe bald, ich bekomme die Post... Küsschen an Nahual...) und allen, die „frei“ weiter Sand ins Ge-triebe des Systems streuen), und ich weiss, dass ich schon lange, zu lange, keine „Lebenszeichen“ von mir mehr gebe... Halt einfach unmöglich, soviel Korrespondenz zu verarbeiten!!!! Und nun fliege ich zur anderen Seite der Welt, nach Indonesien, ich grüsse und umarme euch: Billy und Eat, würdige und mutige Militante der FAI, und nicht nur! Und nunmehr schon gewohnheitsmässig, den Brüdern und Schwestern der VZF, die mit ihrem kämpferischen und würdigen Verhalten die Henker im Richtergewand und in Uniform zum erblassen bringen... ihr neuer Text „Das Chaos steht vor der Tür“ macht mich stolz darauf, Anarchist zu sein... Mit Brüdern und Schwestern wie euch kann man bloss aufrecht gehen und das mit boh-rendem Blick durch die Mauern und die Uniformen hindurch, die heute unser Voranschreiten „drosseln“... SIE WERDEN UNS NICHT AUFHALTEN! VIVA DIE GENOSSiNNEN! HOCH LEBE DIE ANARCHIE!!! Gabriel PS1: Hier teile ich den Compas auch mit, dass ich am Hungerstreik wohl nicht teilnehmen werde (weil ich nicht kann), aus gesundheitlichen Gründen, aber dass ich ihn mit allen meinen Möglichkeiten unterstützen werde: indem ich das Knastessen verweigere, schreibend, weiss nicht...man tut was man kann... PS2: Dieser Text wurde geschrieben bevor der offene Brief an die anarchistische Bewegung von Stefano Fosco veröffentlicht wurde, auf den ich bald antworten werde. Vorerst mal, ich will nicht, dass mein Name verwendet wird und dass sich jemand dahinter versteckt, vor allem nicht um Positionen zu vertreten, mit denen ich überhaupt nicht einver-standen bin. Von der it. Üb., die im Internet auf parolearmate vom Kastilianischen übersetzt erschienen ist. Gabriel, queridísimo hermano, umarme dich gerührt, voller Liebe und Stolz einer deiner GenossInnen zu sein! Y tranquilo, wir streiken auch mit und für alle, die es nicht können☺!!! mc, Lager Lenzburg, Ende Aug. 2012 http://ch.indymedia.org/de/2012/09/87490

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen