Mittwoch, 16. Juli 2014

1.000 "geheime" Atomtransporte in Deutschland in zwei Jahren

14.07.14 - Atomtransporte auf Straßen, Schienen oder zu Wasser sind in Deutschland "Verschlusssache der Bundesregierung". Das heißt, was, wo und wann an hochgefährlichen Atommaterialien hunderte von Kilometern durch Deutschland transportiert wird, wird von der Bundesregierung geheimgehalten. So die Antwort der Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit, Barbara Hendricks (SPD), auf eine entsprechende "kleine Anfrage" der Fraktion von "Die Linke" im Bundestag. Immerhin teilte die Ministerin mit, dass die bekannt gewordenen Castor-Transporte lediglich die Spitze eines Eisbergs sind. Nach ihren Angaben waren allein in den letzten zwei Jahren (zwischen Anfang 2012 und Mai 2014) insgesamt 988 Atomtransporte in Deutschland unterwegs. Angesichts der massiven Proteste und des Widerstands gegen die Castor-Transporte ist das Motiv für die Geheimhaltung offensichtlich. Mit einem Rückgang der gefährlichen Transporte ist nicht zu rechnen, im Gegenteil. Nach Angaben der Ministerin erfolgten allein 186 Transporte von und zur Urananreicherungsanlage Gronau in Nordrhein-Westfalen. In der Anlage wird Uranhexaflurid zur Verarbeitung in Brennelemente für Kernkraftwerke angereichert. Eine solche Fabrik zur Herstellung der Brennelemente befindet sich im niedersächsischen Lingen. Nach Schätzungen reichen die Kapazitäten in Gronau von jährlich 4.500 Tonnen um weltweit jedes zehnte Kernkraftwerk mit Brennelementen zu versorgen. Das heißt, mehrmals werden rund um den Globus das Natur-Uran sowie die daraus gewonnenen Brennelemente für Kernkraftwerke transportiert und Gronau ist dafür ein wichtiger logistischer Knotenpunkt. Die Uranfabrik in Gronau und die Brennelementefabrik in Lingen haben zudem eine Dauergenehmigung auch über die angepeilte Stilllegung des letzten AKW in Deutschland hinaus. Das zeigt, wie wenig ernst es der Bundesregierung damit ist, tatsächlich umfassend aus der "Atomkraft" auszusteigen. Das Geschäft mit der Kernenergie soll auf jeden Fall weitergehen, solange der Profit stimmt. Natürlich fallen bei der Urananreicherung große Mengen an strahlendem Uranmüll (Uranoxid) an. 2012 lagerten bereits 6.700 Tonnen Uranmüll in Gronau unter freiem Himmel, nachdem 2009 nach massiven Protesten der deutschen und niederländischen Bevölkerung der Export nach Russland eingestellt werden musste. Noch in diesem Jahr soll in Gronau eine sogenannte "Zwischenlagerhalle" für 60.000 Tonnen Uranmüll in Betrieb genommen werden. Eine Kapazität, die zunächst für zehn Jahre weiteren Betrieb in Gronau reichen soll. Allerdings ist Gronau verpflichtet, in kürzester Zeit zusätzliche 12.700 Uranmüll aus Pierelatte/Frankreich zu übernehmen, was auch zusätzliche Transporte durch Frankreich und Deutschland bedeutet. Die MLPD hat in ihrem Buch "Katastrophenalarm!" die "unverantwortliche Nutzung der Atomenergie" als einen der Hauptfaktoren für den weit fortgeschrittenen Übergang in die globale Umweltkatastrophe erkannt. Gegen die Inbetriebnahme der so genannten "Zwischenlagerhalle" in Gronau rufen verschiedene Umweltverbände und Aktionsbündnisse zum Widerstand auf: "Wenn in Gronau jetzt 60.000 Tonnen Uranmüll zeitlich unbefristet in einem neuen 'Zwischen'-Lager gelagert werden sollen, droht die schleichende Entstehung eines oberirdischen Endlagers … Verantwortungsvoll kann nur die sofortige Stilllegung der Urananreicherungsanlage Gronau sein", so das "Aktionsbündnis Münsterland gegen Atomanlagen". Die MLPD fordert die sofortige Stilllegung aller Atomanlagen weltweit – das gilt selbstverständlich auch für die Anlagen in Gronau und Lingen!

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