Dienstag, 12. August 2014

Haben Merkel und Obama ein Herz für den kurdischen Befreiungskampf entdeckt?

11.08.14 - Nach dem offiziellen militärischen Rückzug Ende 2011 aus dem Irak befiehlt Barack Obama wieder Bombenangriffe der US-Luftwaffe auf den Nord-Irak. US-Kampfflugzeuge vom Typ F-18 und unbemannte Drohnen bombardierten Militärkonvois und Stellungen der islamistisch-faschistischen Armee "IS". Mit brutalem Terror hat die IS-Armee in den letzten Wochen vor allem Teile der autonomen Region Kurdistan im Norden von Irak übernommen und bedroht unter anderem massiv die demokratisch selbstverwalteten kurdischen Gebiete in Rojava im nördlichen Syrien. Nach UN-Angaben haben inzwischen mehr als 600.000 Flüchtlinge aus dem Irak und Syrien vor den Terror der "IS" in dieser bisher relativ sicheren Region Schutz gesucht. Allein letzte Woche wurden 200.000 Menschen vertrieben, vor allem Yesiden und irakische Christen. 15.000 bis 55.000 davon flüchteten bei großer Hitze ohne ausreichende Versorgung mit Lebensmitteln und Wasser in das Sindschar-Gebirge und ohne jegliche Aussicht auf eine notdürftige Unterkunft. US-Flugzeuge haben über dem Gebiet Fertigmahlzeiten und Wasserkanister abgeworfen. Dass soll dem Kriegseinsatz einen "humanitären" Anstrich verpassen, bei dem es nach Obamas Worten gilt, "einen drohenden Völkermord" zu verhindern. Inzwischen kämpfen syrisch-kurdische Einheiten der YPG, PKK-Einheiten und irakisch-kurdische Peschmerga-Einheiten Seite an Seite gegen "IS". Es gibt Ansätze einer antifaschistischen Kooperation. So gelang es den vereinigten Verteidigungseinheiten von Maxmur, die Stadt, mehrere Dörfer und ein Flüchtlingslager zurückzuerobern. Zu der Verteidigungseinheit haben sich verschiedene Kräfte zusammengeschlossen, nachdem sich große Teile der Peschmerga (Truppen der autonomen kurdischen Region) zunächst kampflos aus der Stadt zurückgezogen hatten. Ulla Jelpke, Bundestagsabgeordnete der Linkspartei, ist vor Ort in Rojava. Ihr Urteil: Nicht die US-Luftschläge, sondern die Kräfte von PKK und YPG haben zehntausenden Flüchtlingen das Leben gerettet: "'Gott und die PKK haben uns gerettet', das haben mir Flüchtlinge immer wieder gesagt. Die Guerilla der PKK und mit ihnen verbündete Milizen aus Rojava haben einen Fluchtkorridor von den Sengal-Bergen bis zur syrischen Grenze freigekämpft", so Ulla Jelpke in einer Pressemitteilung. Die US-Luftangriffe zeigen militärische Wirkung und behindern den weiteren Vormarsch der "IS"-Armee. Das kommt objektiv den kurdischen Verteidigungskräften zugute. Mit ihren Luftschlägen geht es den USA aber allein darum, den Einfluss auf diese Region nicht vollständig zu verlieren. Vor allem fürchten die Pentagon-Strategen wohl ein Anwachsen der antiimperialistischen Richtung im kurdischen Befreiungskampf, wie ihn die Einheiten der YPG und der PKK verkörpern. Noch nicht bestätigte Gerüchte machen die Runde, dass die USA und Israel am Aufkommen der "IS" (vormals ISIS) beteiligt seien. So berichtet die "Gulf Daily News", dass einer der "IS"-Führer, Abu Bakr al-Baghdadi, eine militärische Ausbildung beim israelischen Geheimdienst Mossad genossen hat (Bericht in GDN). Die in Bahrain erscheinende englischsprachige Zeitung beruft sich dabei auf Aussagen von NSA-Whistleblower Edward Snowden. Auf jeden Fall sind die "IS"-Faschisten nicht vom Himmel gefallen. Seit Wochen wird vom Irak auf eine Unterstützung der "IS" aus Saudi-Arabien und Katar hingewiesen. Zu den größten Waffenlieferanten Saudi-Arabiens zählen Deutschland und die USA. Auch in der Bundesregierung herrscht vor allem Scheinheiligkeit. Mit der "IS" sympathisierende, islamistisch-faschistische Kräfte haben in Deutschland einigen Spielraum. Die kurdische Arbeiterpartei PKK dagegen ist nach wie vor verboten. US- und Bundesregierung haben nicht plötzlich ihr Herz für den kurdischen Freiheitskampf entdeckt. Ihnen geht es um ihren Einfluss in der ölreichen Region.

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