Dienstag, 12. August 2014

Kolumbien: 22 Verletzte und ein Toter bei Streik in Urabá

Bogotá. Bei einem Streik von Tausenden Bananenanbauern in der Region Urabá im Nordwesten von Kolumbien sind 22 Streikende zum Teil durch Schüsse verletzt worden. Teilnehmer der Mobilisierung machten die Polizei dafür verantwortlich. Sie gaben an, dass die Beamten die Protestierenden mit Schusswaffen angegriffen haben. Tatsächlich sind in die medizinische Einrichtung des Gemeinbezirks Currulao in Urabá Demonstranten mit Schussverletzungen eingeliefert worden. Der Kommandant der Polizei von Urabá, Raúl Antonio Riaño, sagte jedoch, die Polizisten hätten lediglich in die Luft geschossen. Der Tod eines 23-Jährigen wird derzeit von der Staatsanwaltschaft untersucht. Der Grund der Proteste war zum einen die Senkung der Bananenpreise, die die Chiquita Brands Filiale Banacol den kleinen Produzenten bezahlt. Früher gab Banacol 9,5 US-Dollar pro Bananenkiste, heute sind es nur noch acht US-Dollar. Zum anderen klagten die Kleinbauern auch darüber, dass der Bananenkonzern ihnen zwei Milliarden Pesos (circa 800.000 Euro) für die Bananenlieferungen der vergangenen zehn Wochen schuldet. Darüber hinaus forderten die Landwirte Subventionen. Die Kosten für Düngemittel, Herbizide, Verpackungen und Transport seien so hoch, dass es kaum möglich sei, vom Bananenanbau zu leben. Die Streikenden haben die Sperren an den Landstraßen abgebaut, nachdem sie ein Abkommen mit einer Regierungskommission und Banacol schließen konnten. Am kommenden Mittwoch sollen sie die Hälfte der Schulden vom Bananenunternehmen bezahlt bekommen und den Rest im Laufe von drei Monaten. Das Landwirtschaftsministerium hat sich seinerseits dazu verpflichtet, Subventionen und technische Hilfe für die nächsten sieben Monate zu vermitteln. Die sozialen Konflikte um die Bananenproduktion in Urabá haben Tradition. Besonders brutal war die Phase der Neunziger Jahre und um die Jahrtausendwende, als Paramilitärs mit Unterstützung der Sicherheitskräfte massiv gegen Gewerkschafter der Bananenunternehmen und Besitzer kleiner Güter vorgegangen sind. Im Jahr 2007 wurde bekannt, dass das US-Unternehmen Chiquita Brands zwischen 1997 und 2004 mindestens 1,7 Millionen US-Dollar den in Urabá tätigen Paramilitärs bezahlt hatte. Der Konzern bekam dafür eine Geldstrafe von 25 Millionen US-Dollar auferlegt. Zwischen 2004 und 2007 soll Banacol weiterhin große Zahlungen an paramilitärische Strukturen geleistet haben, berichtete die Staatsanwaltschaft. Zu dieser Zeit hatte Chiquita offiziell das Land verlassen, war dort aber durch Banacol in Wahrheit weiterhin aktiv geblieben. (pulzo/semana)

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen