Donnerstag, 20. Oktober 2016

Kaiser's Tengelmann: Jetzt ist der Kampf der Belegschaften gefordert

Kaiser's Tengelmann: Jetzt ist der Kampf der Belegschaften gefordert
Es gilt für die Beschäftigten bei Kaiser's-Tengelmann um jeden Arbeitsplatz zu kämpfen. Im Foto eine Tengelmann-Filiale in München-Milbertshofen (rf-foto)
17.10.16 - Die Zerschlagung der Supermarktkette Kaiser's Tengelmann beginnt diese Woche, so ihr Eigentümer Karl-Erivan Haub. Damit sind bis zu 8.000 Arbeitsplätze von der Vernichtung bedroht, das entspricht der Hälfte der Stellen. Wenn die Kette komplett liquidert wird, können bis zu 16.000 Arbeitsplätze eliminiert werden. Der Multimilliardär Haub gehört zu den 200 reichsten Menschen der Welt – wahrlich kein Sozialfall! Mit über 210.000 Beschäftigten weltweit erzielt das Monopol 27 Milliarden Euro Jahresumsatz. Für eine - auch international - beherrschende Stellung im Lebensmittelhandel reicht aber der Marktanteil von Kaiser's Tengelmann nicht. Deshalb entschied sich Haub für das Zusammengehen mit Edeka - ein Plan, der vor allem an der Konkurrenz anderer Supermarktketten wie REWE und ALDI, LIDL (Schwarz-Gruppe) und Metro gescheitert ist.
Unter den Beschäftigten von Kaiser's-Tengelmann entwickelt sich nun eine intensive Debatte, wie es weiter geht. "Diese Schließungspläne gibt es doch schon seit Jahren", meinte eine Verkäuferin einer Münchener Tengelmann-Filiale noch am Freitag. Die Kolleginnen und Kollegen müssen mit einer teils jahrelangen Hinhaltetaktik fertig werden. Sie brachte nichts als einen Schwund der Gesamtbelegschaft auf Raten, oft ohne großen Widerstand der Belegschaften.
Nun ist aber eine neue Situation entstanden! Nach dem Platzen der Gespräche zwischen den Chefs der Handelsmonopole am Freitag ist klar, Kaiser's Tengelmann kommt meistbietend unter den Hammer. Möglichst viele der 400 Filialen sollen verkauft werden, auch einzeln. Allein in NRW sind es 105. Die Orientierung der ver.di-Führung noch auf den Betriebsversammlungen am 6. Oktober auf einen Deal zur Übernahme der Märkte von Kaiser's-Tengelmann durch Edeka war und ist eine Sackgasse. Daran war schon Wirtschaftsminister Gabriel (SPD) gescheitert, der sich hinter den Kulissen als Strippenzieher betätigt hatte (siehe rf-news).
Dabei nahmen an den Betriebsversammlungen tausende Kolleginnen und Kollegen teil. Viele sind ernüchtert und des Abwartens müde. Eine Kassiererin in einem Münchner Tengelmann-Markt dazu heute selbstbewusst: "So leicht kriegen die uns nicht klein. Wenn die Gewerkschaft ruft, dann stehen wir!" Sie berichtete von Forderungen an der ver.di-Basis, dass kein Arbeitsplatz verloren gehen darf und mindestens fünf Jahre Jobgarantie bei Übernahme durch andere Handelskonzerne. Dass dafür kämpferische Aktionen der Belegschaften entfaltet und gegebenfalls auch selbständig geführt werden müssen, das war für sie ein neuer wichtiger Gedanke. Erinnert sei an die mutige Berliner Kassiererin "Emmely" - die sich vor Jahren erfolgreich gegen ihre Entlassung bei Kaiser's wehrte.
Für solche Initiativen ist der gemeinsame Kampf der Angestellten und ihrer Familien mit den Belegschaften der anderen Handelskonzerne und die Unterstützung durch die Massen nötig. Hier entfaltet sich eine wichtige Debatte, ob die Zerschlagung von Kaisers's-Tengelmann "nur wegen dem Streit zweier Konzernchefs" erfolgt, so ein Kunde heute vormittag. Wenn die BILD-Zeitung eine "tiefe persönliche Abneigung" zwischen den Chefs der Handelsmonopole als angebliche Ursache für den angekündigten Stellenabbau ausmacht, dann ist das nicht nur sehr platt, sondern soll von den gesetzmäßigen Ursachen im kapitalistischen Konkurrenzkampf ablenken.
Während der Weltwirtschafts- und Finanzkrise erfolgte eine nachhaltige Verschiebung der Kräfteverhältnisse in vielen Branchen, auch im Handel. Dem soll durch Umstrukturierungen, Fusionen oder auch Bereinigung der Märkte auf dem Rücken von Belegschaften und Zulieferern Rechnung getragen werden. Die MLPD fördert den notwendigen Klärungsprozess über die gesellschaftlichen Hintergründe und den Kampf um jeden Arbeitsplatz bei Kaiser's Tengelmann.

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