14.10.2016
Von
Ulrike
Bickel [1]
amerika21
Mexiko-Stadt/Santiago de Chile. Nach
Angaben der in Chiles Hauptstadt Santiago ansässigen
Wirtschaftskommission der Vereinten Nationen für
Lateinamerika und die Karibik (Cepal) bleibt Mexiko – wie in
den vorangegangenen Jahren – weiterhin das einzige Land der
Region, dessen staatlich festgelegter Mindestlohn unterhalb
der Armutsgrenze liegt. Das heißt, es gibt Menschen, die in
Vollzeit arbeiten und trotzdem nicht genügend verdienen, um
ausreichend Geld für das Überleben zu erwirtschaften. Laut
Cepal verstößt der Staat mit der zu niedrigen
Mindestlohngrenze gegen die mexikanische Verfassung, weil
Erwerbstätige trotz ihrer Arbeit Hunger leiden.
Für die Wirtschaftskommission ist diese Analyse für Mexiko
als eine der am höchsten entwickelten Volkswirtschaften
Lateinamerikas paradox: Einerseits ist das Land regional
eines der ersten gewesen, das einen Verfassungsartikel (Art.
123) der Definition eines Mindestlohnes widmet, andererseits
sind in der Realität die Grenzen zwischen Mindestlohnbezug
und Armut fließend. Dieser liegt 2016 bei 73,04 Pesos
täglich (rund 3,50 Euro, Stand 13. Oktober), was
hochgerechnet auf einen Monat mit 30 Tagen 105 Euro
entspricht, bei 20 angenommenen Arbeitstagen sogar noch ein
Drittel weniger. Dieser Betrag sollte laut
verfassungsmäßiger Definition ausreichen, um eine ganze
Familie zu ernähren. Er liegt jedoch weit unterhalb der
Kosten für den Grund-Warenkorb an notwendigen Lebensmitteln
und Waren sowie Dienstleistungen, der den Mindestbedarf mit
127 Euro monatlich pro Person angibt.
Die Cepal äußerte sich anlässlich einer internationalen
Konferenz über ausreichende Mindestlöhne. Laut den Organisatoren [4] darf nach dem ersten
Nachhaltigen Entwicklungsziel (SDG) der Vereinten Nationen
nicht arm sein, wer arbeitet. Nach Angaben der
Wirtschaftskommission ist Mexiko eines der
lateinamerikanischen Länder, deren Lohn-Anteil am
Bruttoinlandsprodukt (BIP) am geringsten ist. Der
Löwenanteil des BIP entfällt also nicht auf Löhne der
arbeitenden Bevölkerung, sondern auf Unternehmens- und
Kapitalgewinne. Zum Vergleich: Während im Durchschnitt der
OECD-Länder der Lohnanteil am BIP bei 66 Prozent liegt,
erreicht er im Durchschnitt lateinamerikanischer Länder 50,
in Mexiko jedoch nur 29 Prozent.
Bereits seit vielen Jahren ist Mexiko das Schlusslicht im
Vergleich lateinamerikanischer Mindestlöhne. So verdiente
2014 ein Siebtel (14 Prozent) der Mexikanerinnen und
Mexikaner weniger als einen Mindestlohn und sogar zwei
Fünftel (40 Prozent) weniger als zwei Mindestlöhne. Die
fehlende Kaufkraft schwächt entsprechend die Nachfrage der
ärmeren Bevölkerung nach Konsumgütern und dämpft die
wirtschaftliche Entwicklung. Fast die Hälfte der rund 120
Millionen Menschen in Mexiko lebt in Armut.
Demgegenüber ist in Costa Rica der Mindestlohn mehr als
drei Mal so hoch wie die Armutsgrenze. Studien der Cepal in
Argentinien, Brasilien, Chile und Uruguay belegen, dass
Anhebungen der Mindestlöhne sich positiv auswirken und zu
sinkender Ungleichheit, ansteigender Beschäftigung und einer
Formalisierung der Arbeitsverhältnisse führen. Die
Kommission empfiehlt daher eine progressive Anhebung im
Einklang mit makroökonomischen und Kreditpolitiken, um den
Konsum breiter Gesellschaftsschichten anzuheben und zu einem
robusteren Wachstum zu gelangen.
Die mexikanische Regierung hat zwar 2014 einen Vorschlag
zur Anhebung der Mindestlöhne vorgelegt, dem aber bisher
keine Taten folgen lassen.
Links:
[1] https://amerika21.de/autor/ulrike-bickel
[2] https://www.flickr.com/photos/diogeneselfilosofo/14329613973/in/photolist-nQg1ZT-9YhLJC-m8fEy8-m24xar-nN88sF-5sGPcQ-9pNr6m-au49FK-jFA7vf-fLMRTt-89gcPX-iYjpM-4Adojx-gfArJu-bWEMPM-m8grBT-m25pu5-m8gvS6-m8fFhn-m8grWa-nfjbL8-kZgn7F-m8gqYP-kZgTGr-m8hDuj-m8gzoz-gic4q8-m264a5-m8gsfB-kZgSWD-6dZ43D-jFzqr5-9pKoEa-orkDhG-bfCkQB-4AhDm9-au4apR-dBMwFi-bfCfYV-bfCfJa-au6PxG-9pNqko-kZgXvP-kZi55E-au4ajc-bfCkgP-au4aMM-bfChSF-au49Bx-au4aEv
[3] https://creativecommons.org/licenses/by/2.0/legalcode
[4] http://www.frentealapobreza.mx/salario-minimo/
[5] http://www.nodal.am/2016/09/cepal-mexico-unico-pais-de-la-region-con-el-salario-minimo-menor-a-la-linea-de-la-pobreza/
[6] http://www.univision.com/noticias/economia/mexico-unico-pais-latinoamericano-con-salario-minimo-inferior-al-umbral-de-la-pobreza
[7] http://data.finanzas.cdmx.gob.mx/documentos/politica_de_recuperacion.pdf
[8] https://flattr.com/submit/auto?user_id=amerika21&url=https%3A%2F%2Famerika21.de%2F2016%2F10%2F162262%2Fmexiko-armut-mindestlohn-cepal&title=Mindestl%C3%B6hne%20in%20Mexiko%20weiterhin%20%20unter%20der%20Armutsgrenze&description=Mexiko-Stadt%2FSantiago%20de%20Chile.%20Nach%20Angaben%20der%20in%20Chiles%20Hauptstadt%20Santiago%20ans%C3%A4ssigen%20Wirtschaftskommission%20der%20Vereinten%20Nationen%20f%C3%BCr%20Lateinamerika%20und%20die%20Karibik%20%28Cepal%29%20bleibt%20Mexiko%20%E2%80%93%20wie%20in%20den%20vorangegangenen%20Jahren%20%E2%80%93%20weiterhin%20das%20einzige%20Land%20der%20Region%2C%20dessen%20staatlich%20festgelegter%20Mindestlohn%20unterhalb%20der%20Armutsgrenze%20liegt.&language=de_DE&category=text
[1] https://amerika21.de/autor/ulrike-bickel
[2] https://www.flickr.com/photos/diogeneselfilosofo/14329613973/in/photolist-nQg1ZT-9YhLJC-m8fEy8-m24xar-nN88sF-5sGPcQ-9pNr6m-au49FK-jFA7vf-fLMRTt-89gcPX-iYjpM-4Adojx-gfArJu-bWEMPM-m8grBT-m25pu5-m8gvS6-m8fFhn-m8grWa-nfjbL8-kZgn7F-m8gqYP-kZgTGr-m8hDuj-m8gzoz-gic4q8-m264a5-m8gsfB-kZgSWD-6dZ43D-jFzqr5-9pKoEa-orkDhG-bfCkQB-4AhDm9-au4apR-dBMwFi-bfCfYV-bfCfJa-au6PxG-9pNqko-kZgXvP-kZi55E-au4ajc-bfCkgP-au4aMM-bfChSF-au49Bx-au4aEv
[3] https://creativecommons.org/licenses/by/2.0/legalcode
[4] http://www.frentealapobreza.mx/salario-minimo/
[5] http://www.nodal.am/2016/09/cepal-mexico-unico-pais-de-la-region-con-el-salario-minimo-menor-a-la-linea-de-la-pobreza/
[6] http://www.univision.com/noticias/economia/mexico-unico-pais-latinoamericano-con-salario-minimo-inferior-al-umbral-de-la-pobreza
[7] http://data.finanzas.cdmx.gob.mx/documentos/politica_de_recuperacion.pdf
[8] https://flattr.com/submit/auto?user_id=amerika21&url=https%3A%2F%2Famerika21.de%2F2016%2F10%2F162262%2Fmexiko-armut-mindestlohn-cepal&title=Mindestl%C3%B6hne%20in%20Mexiko%20weiterhin%20%20unter%20der%20Armutsgrenze&description=Mexiko-Stadt%2FSantiago%20de%20Chile.%20Nach%20Angaben%20der%20in%20Chiles%20Hauptstadt%20Santiago%20ans%C3%A4ssigen%20Wirtschaftskommission%20der%20Vereinten%20Nationen%20f%C3%BCr%20Lateinamerika%20und%20die%20Karibik%20%28Cepal%29%20bleibt%20Mexiko%20%E2%80%93%20wie%20in%20den%20vorangegangenen%20Jahren%20%E2%80%93%20weiterhin%20das%20einzige%20Land%20der%20Region%2C%20dessen%20staatlich%20festgelegter%20Mindestlohn%20unterhalb%20der%20Armutsgrenze%20liegt.&language=de_DE&category=text
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