Donnerstag, 20. Oktober 2016

Überraschender Literaturnobelpreis für Bob Dylan

Überraschender Literaturnobelpreis für Bob Dylan
Bob Dylan mit Joan Baez auf dem Civil Rights March nach Washington D.C. am 28. August 1963
Oberhausen (Korrespondenz), 17.10.16: Für Überraschung sorgte die Verleihung des Literaturnobelpreises 2016 an Bob Dylan. Denn das Komitee brach mit dieser Entscheidung ein elitäres Verständnis von Literatur auf und ehrt einen weltweit populären Singer-Songwriter. Bob Dylan stammt ursprünglich aus der Masse der unterdrückten Minderheiten in den USA und hat sich in den 1960er Jahren als ihre Stimme verstanden.
Aus dem ganzen Spektrum der Friedensbewegung, der antirassistischen Bewegung, der Arbeiterbewegung, der Bewegung gegen die Kommunistenhatz des Senators McCarthy, der rebellischen Jugendbewegung usw., hat er alles aufgesogen und verarbeitet. Dabei entstanden unvergessliche Songs wie "Blowin' in the wind", "The times, they are a-changing" oder "Like a rolling stone", die zu Hymnen dieser Bewegungen wurden.
Mit diesem Nobelpreis wird allerdings nicht nur eine Stimme für die Unterdrückten gegen die Obrigkeit geehrt. Wenn als einzige Konstante in Dylans Leben und Schaffen „der Wandel“ ausgemacht und geehrt wird, ist damit auch sein ständiges Schwanken gemeint, das den "Rebellen" mal zum Drogenkonsumenten, mal zum "wiedergeborenen Christen", mal zum fundamentalistischen Juden werden ließ. Mit der poetischen Stimme der Unterdrückten wird zugleich auch eine Werbung für eine unzuverlässige und letztlich ohnmächtige Rebellion gemacht.

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