Am
vergangenen Montag explodierte beim weltweit größten Chemiekonzern BASF
im Nordhafen von Ludwigshafen (das dortige Werk ist das größte
zusammenhängende Chemieareal der Welt) eine Rohrleitungstrasse mit der
Vorprodukte von Schiffen zu den eigentlichen Produktionsstätten
transportiert werden. Tote und Schwerverletzte sind das Resultat - bei
BASF keine Seltenheit.
Alleine
in diesem Jahr hat es bereits 15 Vorfälle gegeben, die der
Chemiekonzern meldete, im vergangenen Jahr waren es "nur" 13 - in
Ludwigshafen. Im Februar und Mai gelangte Hunderte Kilogramm Melamin,
einer biologisch schwer abbaubaren Komponente zur Herstellung von
Klebstoffen, durch die Kläranlage in den Rhein. Im Juni war aus einer
neuen Anlage für Kunststoffvorprodukte Phosgen, das im Ersten Weltkrieg
als Giftgas eingesetzt wurde, ausgetreten. Im September liefen 50 Liter
Salzsäure aus. Erst vor wenigen Tagen regnete ein Gemisch aus Wasser,
Ruß und Rohnaphtalin nieder, wodurch sechs Arbeiter verletzt wurden.
„Es vergeht fast keine Woche, ohne dass etwas passiert.“ heißt es vor Ort.
„Über
die Brandentstehung weiß man nichts“, und: „Die Leitwarte gibt keine
Information, welche Rohre geborsten sind.“ musste der Werksleiter in der
Pressekonferenz am Tag nach dem Unglück eingestehen.
Er war sich jedoch ganz sicher, dass es keinerlei Gefährdung von
anwohnern gäbe. Informationen der Stadt Ludwigshafen zufolge hätten
Messungen der Feuerwehr jedoch erhöhte Werte verschiedener chemischer
Substanzen ergeben. Daher forderte man auf sich nicht längere Zeit im
Freien aufzuhalten oder gar dort zu arbeiten, sowie Fenster und Türen
geschlossen zu halten.
BASF
hat Tradition, u.a. als IG Farben - die auch das Zyklon B für die
Gaskammern des deutschen Faschismus produzierte. Es gibt aber auch eine
Tradition der "Unglücke" bzw. "Unfälle":
►September 1921:
Ein Silo im Stickstoffwerk Oppau bei Ludwigshafen explodiert – 561
Menschen sterben. 2000 Verletzte. Gemeinden in Schutt und Asche.
►Juli 1948: Ein undichter Kesselwagen explodiert – 207 Menschen sterben! 3800 werden verletzt. 7350 Gebäude beschädigt.
►November 1953:
Dioxin strömt aus einem Druckbehälter: Ein Arbeiter stirbt, mehrere
Verletzte – Dutzende erkrankten an „toxischen Chlorkohlenwasserstoffen“.
►Dezember 1966: 63 Menschen werden bei einer Explosion verletzt.
►Juli 1995: Bei einer Verpuffung in einem Labor stirbt ein Arbeiter, drei werden schwer verletzt.
►Januar 1996:
3,3 Tonnen Chemikalien laufen nach einer Explosion aus kaputten Tanks
in den Rhein, drei Arbeiter der werkseigenen Feuerwehr werden verletzt.
►August 1998: Im Keller einer Syroporfabrik explodiert ein Behälter. Zwei Arbeiter sterben.
►Mai 2001: In einer Produktionsanlage explodiert eine Maschine. Eine Gas-Wolke legt sich über die Region.
►Februar 2002: Ein 200-Liter-Kessel mit einem Lösemittel und einem Produkt zur Futtermittelherstellung explodiert: elf Verletzte.
Tote
und Verletzte, die mit einem Kopfgeld abbezahlt werden. Tote und
Verletzte, die BASF nur wegen Börsenkurs und Produktionsausfall
tangieren. Tote und Verletzte, für die niemand anderes verantwortlich
ist als BASF. Tote und verletzte, für die niemand wirklich zur
Verantwortung gezogen wurde. Ermordete und Verkrüppelte als Produkt des
Imperialismus, immer wieder - bis diesem System ein Ende bereitet wird.
- Geschrieben von jofu
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