Mittwoch, 18. Januar 2017
Allgemeine wirtschaftspolitische Debatte und Wirtschaftspolitik
a) [WEF Davos 2017] "Ungleichheit als Wachstumsrisiko" (Stiglitz)
"... Die wachsende Ungleichheit ist eines der größten Risiken für die
Weltwirtschaft. Zu diesem Schluss sind die in Davos versammelten
Wirtschaftsführer in den vergangenen Jahren gelangt. Sie haben
erkannt, dass dies nicht allein eine moralische Frage ist, sondern
auch eine wirtschaftliche. Wenn normale Bürger nicht über genügend
Einkommen verfügen, um die von Unternehmen hergestellten Produkte zu
kaufen, wie sollen diese Unternehmen dann wachsen? Diese Einsicht
stimmt mit den Erkenntnissen des Internationalen Währungsfonds (IWF)
überein, wonach Länder mit geringerer sozialer Ungleichheit ökonomisch
besser dastehen. Ist eine Mehrheit der Bürger der Meinung, dass sie
keinen gerechten Anteil an der wirtschaftlichen Entwicklung hat, kann
sich diese gegen unser wirtschaftliches und politisches System wenden
– oder zumindest gegen jene Teile, denen die Schuld dafür gegeben
wird. Fühlt sich die Mehrheit von der Globalisierung benachteiligt,
dann könnten sich diese Menschen gegen die Globalisierung wenden.
(...) Im vergangenen Vierteljahrhundert wurden die Spielregeln der
Marktwirtschaft in vielen Ländern derart umgeschrieben, dass die
Marktmacht stärker und die Ungleichheit größer wurde. Mehr als alles
andere machen viele Unternehmen ihre Gewinne jetzt mit
Spekulationsgeschäften, wobei sie einen großen Teil des
gesellschaftlichen Reichtums abschöpfen, indem sie ihre
Monopolstellung ausnutzen oder Vergünstigungen von Regierungen
erhalten. Wenn Profite aus solchen Spekulationsgeschäften stammen,
verringert sich der gesellschaftliche Reichtum. (...) Geld in
Steueroasen parken ist nicht intelligent, sondern unmoralisch. An
erster Stelle steht eine ganz einfache Idee: Zahlt Eure Steuern. Das
ist der Grundbaustein der unternehmerischen Sozialverantwortung. (...)
Behandelt Eure Arbeiter anständig. In Vollzeit angestellte Arbeiter
sollten nicht in Armut leben..." Gastbeitrag von Joseph E. Stiglitz
vom 16. Januar 2017 bei der FAZ online: "Ungleichheit als
Wachstumsrisiko"
http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/weltwirtschaftsforum/joseph-e-stiglitz-wachsende-ungleichheit-eines-der-groessten-risiken-fuer-weltwirtschaft-14660246.html
Siehe dazu weitere Informationen zum Thema und zum WEF selbst im neuen Dossier
http://www.labournet.de/?p=110157
b) Oxfam zu WEF 2017: 8 Männer besitzen so viel wie die ärmere Hälfte
der Weltbevölkerung
"Unfassbar: Acht Milliardäre besitzen genauso viel Vermögen wie die
ärmere Hälfte der Weltbevölkerung. Oxfams aktuelle Studie zeigt: Die
Lücke zwischen Arm und Reich ist größer als bisher angenommen. Wir
brauchen endlich eine Politik, die Menschen statt Profite in den
Mittelpunkt stellt! (...) Der neue Oxfam-Bericht zeigt außerdem, dass
das reichste Prozent der Weltbevölkerung 50,8 Prozent des weltweiten
Vermögens besitzt – und damit mehr als die restlichen 99 Prozent
zusammen. Auch reiche Länder sind von sozialer Ungleichheit betroffen:
In Deutschland besitzen 36 Milliardäre so viel Vermögen (297
Milliarden US-Dollar) wie die ärmere Hälfte der Bevölkerung, das
reichste Prozent besitzt rund ein Drittel des gesamten Vermögens (31
Prozent; 3,9 Billionen US-Dollar). (...) Angela Merkel und Sigmar
Gabriel müssen sich dafür einsetzen, dass ein weltweiter
Mindeststeuersatz für Konzerne eingeführt wird; Steueroasen
abgeschafft werden; Konzerne offenlegen müssen, wo und in welcher Höhe
sie Steuern zahlen." Meldung vom 16. Januar 2016 von und bei Oxfam
Deutschland Siehe dazu:
https://www.oxfam.de/ueber-uns/aktuelles/2017-01-16-8-maenner-besitzen-so-viel-aermere-haelfte-weltbevoelkerung
1) Der Bericht „An Economy for the 99 Percent“, den die Nothilfe- und
Entwicklungsorganisation Oxfam zum Auftakt des Weltwirtschaftsforums
in Davos vorstellt
https://www.oxfam.de/ueber-uns/publikationen/economy-the-99-percent
2) Oxfam Deutschland bittet um eine möglichst große Unterstützung
seiner Protestpetition "Steuervermeidung von Konzernen stoppen!"
https://act.oxfam.org/deutschland/steuervermeidung-von-konzernen-stoppen
3) Wir erinnern an unser Dossier: Debatte um Ungleichheit und Umverteilung
http://www.labournet.de/?p=61517
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