Donnerstag, 16. März 2017

Politische Krise nach Mord an 42 Kindern und Jugendlichen in Guatemala

    
 
Tausende versammelten sich vergangene Woche auf einem der zentralsten Plätze Guatemala-Stadts. Dort verbrannten vergangene Woche, am 8. März, über 40 Kinder und Jugendliche in den Flammen eines staatlichen Kinder- und Jugendheims. Die Trauer und Verzweiflung der Familien ist längst in Hass gegen die Regierung umgeschlagen, die verantwortlich für deren Tod ist.
Guatemala Demo Heim
Das für 400-500 Jugendliche ausgelegte, aber mit über 700 Kindern und Jugendlichen überfüllte Heim "Sichere Unterkunft Maria Himmelfahrt" war, bevor es teilweise niederbrannte, für die dort Wohnenden die Hölle auf Erden. Sicher war dort nur, dass man als Regierungsangestellter für kein Verbrechen, dass dort verübt wird, zur Rechenschaft gezogen wird. Die Einrichtung war notorisch bekannt dafür, dass "Betreuer" Essen einbehalten, Kinder und Jugendlichen auf Schutzgeld erpressen oder diese systematisch Misshandeln. In mehreren Fällen kam es zu sexuellen Übergriffen oder Vergewaltigungen durch die Aufsichtspersonen. 2013 wurde ein 14 Jähriges Mädchen ermordet.
 
All diese Informationen kamen über die Jahre immer wieder dann ans Licht, wenn Jugendlichen die Flucht aus dieser Einrichtung gelang. Dennoch kam es nie zu Verurteilung der Beteiligten oder einer Schließung der Einrichtung. Prozesse wurden hinausgezögert und Informationen heruntergespielt oder unter den Teppich gekehrt. Stattdessen unternahm die Polizei große Anstrengungen Geflohene aufzuspüren und zurück in die Einrichtung zu bringen. Dies ging sogar soweit, dass eine sechzehnköpfige Polizeieinheit, ergänzt durch Zwölf private Sicherheitskräfte und Kameras, für die Verhinderung von Fluchtversuchen abgestellt wurde. Dabei ist es nicht so, dass die Kinder oder Jugendlichen sich irgendwas hätten zu schulden kommen lassen. Sie alle kommen einfach aus armen Familien, die es sich nicht leisten können weitere Söhne und Töchter, Enkel und Großenkel zu ernähren oder diese in dem Versuch abgaben, sie vor Gewalt, Misshandlung und Übergriffen innerhalb der Familie zu schützen.
 
Den wohl letzten großen Fluchtversuch gab es am 7. März als etwa 30 Jugendliche, hauptsächlich Mädchen, versuchten ihrer de-facto Gefangenschaft zu entkommen. Nach dem dieser Versuch scheiterte wurden sie von den Bullen weggesperrt. Kurz darauf, in der Nacht zum 8. März, fing der Saal in dem sie weggesperrt waren Feuer. Ob in dem Versuch einer erneuten Flucht, aus Verzweiflung oder von den Aufsehern gelegt bleibt ungeklärt. Was klar ist, ist das die Bullen sich Zeit ließen die Feuerwehr zu rufen und viele der Jugendlichen nur noch Tot aus den Flammen gezogen werden konnten. Weitere starben in den umliegenden Krankenhäusern an ihren Verbrennungen.
Bullen bewachen Einrichtung vor Demonstraten
Bei den tausenden Müttern, Vätern und Großeltern die ihre Kinder dem guatemaltekische Staat anvertrauten, in der Hoffnung dieser würde sich um diese kümmern, ist inzwischen die Trauer dem blanken Hass gegen den Staat gewichen. Überjahre hinweg wusste dieser von den Gräueltaten in seiner Einrichtung, verfolgte alle Entkommenden die von den Missständen berichten konnten und antwortete nicht mit Verfahren gegen die Verantwortlichen sondern mit mehr Repression. Auf einer Kundgebung von tausenden Familienangehörigen auf einem der zentralen Plätze der Hauptstadt denunzierten die Versammelten daher die Rolle des alten, verrottenden guatemaltekischen Staates mit Slogans wie "Das war kein Unfall, das war eine Hinrichtung".

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